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Call for Papers 2009

 

Konzeptualisierungen von Liebe, Trauer und Angst in Sprache und Literatur

Datum: 8. bis 10. Oktober 2009

Ort: LMU München, ACHTUNG: Die Vorträge am Freitag und Samstag finden in der Richard-Wagner-Str.10 statt.


Geladene Referenten: Prof. Dr. Fiehler (Linguistik), Prof. Dr. Anz (Literaturwissenschaft), PD Dr. Lüdtke (Sprachpädagogik und Sprachtherapie), Dr. Salmela (Philosophie)

Grenzsituationen sind mit Karl Jaspers ein wesentliches Moment des menschlichen Daseins. Es sind Erfahrungen, in denen gewohnte Problemlösungsverfahren, Denkmuster und Orientierungsmöglichkeiten und bisweilen auch menschliches Sprachvermögen, versagen. Das daraus erfolgende Zurückgeworfensein auf die eigene Endlichkeit und physische Verfasstheit birgt gleichzeitig auch die Möglichzeit einer Transformation von Subjekten und/oder Gesellschaften. Als Momente dessen, was am Rande des Menschlichen erfahrbar ist, verweisen Grenzsituationen implizit auf die Grenzen gesellschaftlicher und individueller Rationalität, und dergestalt rückt durch diese Phänomene insbesondere Emotionalität in den Vordergrund.

 

Erfahrungen wie Liebe, Angst und Trauer stellen eben solche Grenzphänomene dar. Sie erscheinen aus literaturwissenschaftlicher und linguistischer Perspektive besonders relevant, weil hier die wechselseitige Verschränkung von Sprachlichkeit und Emotionalität besonders deutlich wird. Von Interesse ist hierbei unter anderem, wie Grenzerfahrungen verarbeitet und mitgeteilt sowie ästhetisch dargestellt und damit vermittelt werden können, und welche Wirkungen dadurch ausgelöst werden.

 

Im Fokus der Tagung soll die Wechselwirkung und gegenseitige Bedingtheit von Sprachlichkeit und Emotion stehen, insbesondere auch das Spannungsverhältnis zwischen konventionalisierten und/oder ritualisierten sprachlichen Formen und der Unmittelbarkeit der emotionalen Grenzerfahrung. In diesem Zusammenhang lassen sich folgende grundlegende Fragen formulieren: Existieren Emotionen ohne Sprache? Wie wird Sprache von Emotionen geprägt? Wie können Emotionen durch Sprache zum Ausdruck gebracht werden?

 

Liebe als emotionales Grenzphänomen stellt insofern ein Paradoxon dar, als die in der Liebe erfahrene Selbstentäußerung sowohl Lust als auch Leid, Freude oder Schmerz erzeugen kann. Das Überwältigende dieses Gefühls wird in Abhängigkeit von kulturellen und historischen Rahmenbedingungen positiv oder negativ gewertet, wobei Liebe zwischen Erfüllung und Aufschub oszilliert.

 

In den Beiträgen könnte es z. B. um folgende Aspekte gehen:

 

  • Wie wird emotionale Hingabe artikuliert? Welche sprachlichen Strategien werden dabei verwendet, um die liebende Unmittelbarkeit zum Ausdruck zu bringen?
  • In welcher Form wurde platonische, (emotional und physisch) erfüllte, enttäuschte oder gar religiöse Liebe ästhetisch fruchtbar gemacht?
  • Welche Rolle spielen (genderspezifische) Verhaltenskodices sowie Tabus in der sprachlichen Kodierung von Liebe?
  • Inwiefern werden durch die emotionale Identifizierung des Selbst mit dem Anderen Grenzen der Wahrnehmung und Rationalität überschritten?

Trauer als emotionales Grenzphänomen kann als Auseinandersetzung mit einem Verlust verstanden werden. Sie bewegt sich zwischen Schmerz und Ohnmacht, Wut und Hilflosigkeit, zwischen Vergangenheit und (genommener) Zukunft. Was betrauert werden darf und wie getrauert werden soll, ist dabei kulturell bedingt.

 

In den Beiträgen könnte es z. B. um folgende Aspekte gehen:

 

  • Trauer im Spannungsfeld zwischen Intimität und Öffentlichkeit: Welche rituellen oder konventionalisierten sprachlich-literarischen Ausdrucksformen von Verlusterfahrung gibt es? Wie tragen gerade diese konventionalisierten Formen zur persönlichen und/oder kollektiven Verarbeitung eines Verlustes bei?
  • Welche Funktionen hat das Schweigen als spezifischer Trauerausdruck im Spannungsfeld zwischen innerem Erleben und äußerem Mitteilen? Inwieweit wirft Schweigen als emphatischer Artikulationsmodus zugleich auch Fragen nach der (Un-)Übersetzbarkeit von Trauer auf?
  • Welche sprachlich-ästhetischen Möglichkeiten entfalten sich im Verlauf des durch den Verlust ausgelösten Prozesses, vom auslösenden Ereignis über Verdrängung hin zur Verarbeitung? Wie lässt sich die spezifisch literarische Trauerkompetenz erfassen?

Angst als emotionales Grenzphänomen ist eine Reaktion auf eine fundamentale Bedrohung der eigenen Existenz, sei sie subjektiv empfunden oder objektiv gegeben. Die Angsterfahrung befindet sich im Spannungsfeld zwischen diffus-chronisch und gerichtet-punktuell. Gesellschaftlich kodiert ist dabei die Frage, wovor man Angst haben kann und muss, und wie damit umgegangen wird.

 

In den Beiträgen könnte es z. B. um folgende Aspekte gehen:Aus welchen Quellen bezieht das Motiv Angst seine Faszination und wie wird es in verschiedenen Epochen und Genres sprachlich umgesetzt?

  • Wie erfolgt die Darstellung der reflexiven und verkörperten Angst? Welche Phasen des sprachlichen Ausdrucks von Angst gibt es?
  • Angst gilt als starkes Mittel in der Kontrolle und Führung von Menschen, ist somit elementar in Politik und Religion verankert. Wie wird Angst sprachlich hervorgerufen? Wie werden die verschiedenen Formen der ´er-lesenen` und erlebten Angst sprachlich realisiert und verarbeitet?
  • Die Tagung richtet sich in erster Linie an DoktorandInnen und Postdocs. Besonders willkommen sind Beiträge, die thematisch und methodologisch disziplinübergreifend angelegt sind und an der Schnittstelle von Sprache und Literatur arbeiten.

Zu beachtende Bewerbungsformalia für den Abstract:

 

  • Titel
  • Name, Kontakt des Erstautors, sowie Co-Autor(en)
  • Fachbereich und Institution
  • Abstract (max. 300 Wörter)
  • Schlagwörter erwünscht